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Erotik-Händler Orion zieht sich aus der Oberlausitz zurück
Mark Schulte mit seiner "Susi". Der Zentendorfer führt noch bis in den Januar den Orion-Shop im Neißepark. Sein Sohn Damian leitet das Erotik-Fachgeschäft in Bautzen. Auch das will Orion schließen, im April kommenden Jahres.
Vater und Sohn Schulte führen die beiden Erotik-Shops in Görlitz und Bautzen. Orion wird die Geschäfte schließen. Die beiden Männer haben eine neue Geschäftsidee.
14.10.2025, 16:00 Uhr Görlitz. Verlieren die Oberlausitzer die Lust an erotischen Dingen wie Dessous, Spielzeugen und Pornos? So ganz boomt das Geschäft mit Erotikartikeln nicht mehr, zumindest in den Geschäften.
Diese Erfahrung macht Mark Schulte in seinem Orion-Shop im Görlitzer Neißepark. Seit März vergangenen Jahres führt der Zentendorfer als selbstständiger Handelsvertreter die Orion-Filiale. Nicht anders ergeht es seinem Sohn Damian, der ein Orion-Geschäft in Bautzen am Holzmarkt führt. Auch hier bleiben die Geschäftszahlen unter den Erwartungen des Erotik-Händlers.
Deshalb zieht sich Orion im kommenden Jahr gänzlich aus der Ober- und Niederlausitz zurück. Betroffen sind die in Görlitz und Bautzen noch verbliebenen Geschäfte. Görlitz wird im Januar geschlossen, Bautzen im April, bestätigt Orion-Prokurist Jens Seipp auf Nachfrage der SZ.
Der Region fehlt die Kaufkraft
Zu den Gründen der Schließung sagt der Prokurist: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Region haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend erschwert. Insbesondere der Rückgang der Kaufkraft hat dazu geführt, dass die Standorte in Görlitz und Bautzen nicht mehr rentabel betrieben werden können. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht und über einen längeren Zeitraum versucht, die Filialen zu halten. Letztlich war dies jedoch aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr möglich.“
Betroffen davon sind nicht nur Mark und Damian Schulte, sondern auch ihre beiden Angestellten in Görlitz und Bautzen. Die betroffenen Geschäfte werden nach der Schließung zurückgebaut und ordnungsgemäß an die Vermieter übergeben. „Leider ist es uns nicht möglich, das dort beschäftigte Personal weiterzubeschäftigen“, sagt Jens Seipp.
Es ist vor allem meine Stammkundschaft, die das bedauert.
Mark Schulte
Geschäftsinhaber
Enttäuschungen gibt es bereits bei den Kunden, seitdem Mark Schulte an der Kasse ein Schild stehen hat, dass sein Geschäft geschlossen wird. „Es ist vor allem meine Stammkundschaft, die das bedauert“, sagt der Geschäftsinhaber. Die Kundschaft ist bunt gemischt. Offizieller Zutritt ist ab 18 Jahren, so will es der Jugendschutz aufgrund ausgestellter Filme und Zeitschriften. Nach oben sind beim Alter keine Grenzen gesetzt. „Mein ältester Stammkunde ist jetzt 86 Jahre und er besucht den Shop regelmäßig“, berichtet Mark Schulte.
Um seine berufliche Zukunft hat sich Mark Schulte angesichts der Schließung bereits Gedanken gemacht. „Diese sehe ich in meinem Wohnhaus in Zentendorf, in dem ich Geschäftsräume einrichten werde“, sagt der 55-Jährige. Dort will Mark Schulte mit dem Handel von Erotikartikeln weitermachen. „Mir haben Kunden gesagt, sie würden auch bis nach Zentendorf kommen, Hauptsache ich bleibe diesem Geschäft treu.“
Getränke und Westernkleidung
Ergänzt werden soll das mit einem Getränke-Shop und einem für den Wilden Westen. Mit entsprechender Kleidung und Zubehör. „Mein Gedanke ist, den Leuten maßgeschneiderte Westernkleidung anzubieten. Dazu suche ich in Kooperation Näherinnen, die diese herstellen können.“ Mark Schulte sieht in diesem Angebot eine Marktlücke in der Region – und die Forest Village Ranch ist mit Daubitz nicht weit entfernt.
Dieses Geschäft will der gebürtige Niedersachse zusammen mit seinem Sohn Damian in den kommenden Monaten aufbauen. Läuft alles glatt, auch in Bezug auf Genehmigungen und Finanzen, soll zum 1. Mai Eröffnung sein. „Auf dem Lande schließen die Läden, Neißeaue hat dieses Jahr seinen letzten Einkaufsmarkt verloren. Dem möchte ich etwas Eigenes entgegensetzen“, betont der gelernte Speditionskaufmann.
Sein Vorhaben nennt er „Zen-Topia“. Ein Erlebnisraum, „an dem Westernästhetik, Familienfreundlichkeit und verspielte Erotik in einem harmonischen Miteinander existieren, ohne sich gegenseitig auszuschließen“, so der Macher. Zen steht nicht nur für eine buddhistische Meditation, sondern auch für Zentendorf. Zen-Topia ist für Mark Schulte kein Rückzug aufs Land, sondern ein Aufbruch zu Neuem.
SZ